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Heiler auf Bali
 
Balis Tourismusmarkt für Wellness und Spiritualität boomt, nicht zuletzt durch den
Hollywood-Film "Eat, Love, Pray".  Ein Besuch bei einem uralten Wahrsager. Junge
Masseure und kettenrauchende Knochenflicker - sind sie wirklich alle Meister ihres
Fachs?
 
Als überzeugter Single will ich nicht wissen, wann ich heiraten werde. Das bringt Ketut Liyer aus seinem Konzept. "Eigentlich wollen alle meine Patienten wissen, wann sie heiraten und ob die Ehe glücklich sein wird", sagt der alte Mann, der ein Werbe-T-Shirt zu einem traditionellen Sarong trägt. Dann aber fasst er sich, betrachtet meine Nase, die Ohren, die Lippen, die Falten zwischen den Augen und sagt überaus nette Dinge: "Sie sind gutaussehend, smart, clever, einflussreich."
 
Als Nächstes inspiziert er Kniee und Beine, findet keine Narben und verkündet mit einem
fröhlichen Lachen, das seine letzten beiden verbliebenen Zähen entblößt: "Kein Unfälle. Sie sind ein Glückspilz." Das hat er auch dem Inder gesagt, der vor mir dran war. Es scheint sich zu bewahrheiten, was man über Balis berühmtesten Wahrsager sagt: "Ketut Liyer erzählt doch
jedem dasselbe und kassiert dafür ab."
Verdenken kann man es dem 96 Jahre alten Mann nicht, dass er seinen Ruhm zu Geld macht.
Seine Berühmtheit verdankt er der Autorin Elizabeth Gilbert, die ihn in ihrem mit Hollywoodstar
Julia Roberts verfilmten Bestseller "Eat, Love, Pray" verewigt hat. Touristen aus Japan und Korea, Indien und Deutschland stehen Schlange im Hof des Anwesens des Heiler, bestaunen die reich verzierten Vogelkäfige, die prächtigen Orchideen, die knallroten Hibiskusblüten und den Haustempel, während sie auf ihre Zukunft warten.
 
Dämonen vertreiben, Götter rufen
 
Diese exotisch-tropische Magie verfehlte ihre Wirkung auch nicht auf Gilbert. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens war sie durch die Küchen Italiens gereist, hatte einen Ashram in Indien besucht und landete schließlich auf Bali bei Ketut Liyer. Von ihm ließ sie sich in die Geheimnisse der Spiritualität, der Heilkunst und der balinesischen Form der Meditation einweisen, die aus dem Zusammenspiel von Hinduismus und alten Naturreligionen der Insel entstanden sind.
Ketut Liyer in dem Dörfchen Pengosekan ganz in der Nähe von Balis Künstlerstadt Ubud ist aber kein Scharlatan, sondern ein anerkannter Heiler. Die Balinesen kommen früh morgens zu ihm, wenn die Touristen noch beim Frühstück sitzen. Seit neun Generationen ist seine Familie als Heiler, Wahrsager, Sterndeuter aktiv.
Heilkunst wird auf Bali seit altersher als etwas Ganzheitliches betrachtet: Eine Krankheit ist nur
ein Symptom dafür, dass Körper und Seele, die wirkliche Welt und die spirituelle Welt aus dem
Gleichgewicht geraten sind. Durch Opfer, Gebete, komplexe Rituale, aber auch Massage und
traditionelle Medizin müssen böse Dämonen vertrieben und gute Götter gerufen werden. So kann die Balance, ein grundlegendes Prinzip der balinesischen Kultur und Gesellschaft, wieder
hergestellt werden.
 
Über viele Jahrhunderte haben die tief religiösen Balinesen ihre Heilkunst entwickelt und in
sogenannten Lontars aufgeschrieben, auf langen, schmalen Streifen aus Blättern der
Lontarpalme. Die Seiten zwischen Einbänden aus Bambusstreifen sind wie eine Jalousie mit
Schnüren verbunden und lassen sich auch wie eine solche auseinanderziehen. Ketut Liyer besitzt gut 30 solcher Bücher. Er öffnet ein Lontar und sagt: "Das ist sicher 100 Jahre alt." Die mehr 5000 Manuskripte im Lontar-Museum in Singaraja im Norden Balis gelten als die umfassendste Lontar-Sammlung der Welt.
 
Heiler und Scharlatane
 
Es ist diese uralte Tradition der Massagen und Meditation, des Heilens und der Magie, die in
unseren Tagen Balis Ruf als Hochburg des Wellnessurlaubs und des spirituellen Tourismus
begründet hat. Inzwischen gibt es wohl vom westlichen Tarot bis zum indischen Yoga keine
esoterische Kunst, die auf Bali nicht für gutes Geld angeboten wird. Spas, Massagesalons,
Yogaschulen, Naturheilpraxen sind auf Bali so häufig wie Sand am Strand von Kuta, und man
fragt sich unwillkürlich: Sind all diese Masseure, Magier und Heiler wirkliche Meister ihres Faches? Bei einer therapeutischen Massage sind so manche in der Wellness-Branche überfordert, wie ich in einem der besseren Spas in Seminyak erfahren musste. Ich erzähle dem jungen Masseur, dass ich mir auf dem Flug nach Bali eine deftigen Hexenschuss zugezogen habe. Er nickt, beginnt mit der Massage und zieht seine übliche Wellnessroutine durch. Nach 75 Minuten war ich leidender als vorher und um 330.000 Rupiah (27 Euro) ärmer.
I Wayan Wijayasa räumt ein, dass es um die Fähigkeiten der angeblichen Heilkünstler nicht
immer zum Besten steht. Aber der Experte für spirituellen Tourismus von der Tourismusakademie Denpasar gibt zu bedenken: "Kann man spirituelle Produkte wirklich mit Gütesiegeln versehen? Letztlich müsse jeder selbst sich den Guru, Heiler, Masseur oder Wahrsager seines Vertrauens suchen.
So lande ich mit meinen Rückenschmerzen bei Wayan Sudra in Tibubeneng, einem Dorf zwischen Kuta und Denpasar. Er ist ein Balian Tulang, ein Knochenflicker, und ein Balian Ushada, ein Medizinmann wie Ketut Liyer, und hat seine Praxis in einem typisch balinesischen Anwesen aus mehreren Einzelgebäuden, Tempelchen, Geisterschreinen in einem üppigen tropischen Garten.
Der Behandlungsraum ist eine überdachte Veranda. Drumherum sitzen die Patienten im schönsten Warteraum der Welt: Vögel zwitschern, Hähne krähen, Palmen wiegen sich sanft in der Brise. Die Frau des Heilers schneidet Gemüse fürs Mittagessen klein, ein Kind spielt im Hof.
 
Knochenflicker und Medizinmann
 
Ich habe mir das indonesische Wort für Hexenschuss aufgeschrieben: Sakit Pinggang. Wayan
Sudra nickt und legt los mit Massage, reibt den Rücken mit duftenden Ölen aus den Silberschalen neben der Massagematratze ein. Er zerrt am Bein, drückt Muskelpartien, nimmt zwischendurch immer mal wieder einen Zug aus seiner Zigarette. Er redet viel, und man muss höllisch aufpassen, um die sehr fließenden Übergänge von Witzen zu ernsten Dingen mitzubekommen.
Er schwärmt von Bayern München und rät im mir im gleichen Atemzug, in Zukunft ohne
Kopfkissen zu schlafen. Erst denke ich, das ist alles ein wohltuender, aber fauler Zauber. Aber
nach der 25-minütigen Behandlung fühle ich mich erfrischt. Der Hexenschussschmerz hat
nachgelassen, ich kann wieder vernünftig laufen.
Die Balinesen haben noch immer großes Vertrauen in ihre Heiler und ziehen sie oft der westlichen Medizin vor, wie der große Andrang bei Wayan Sudra zeigt. Zum System gehört auch, dass es keine festen Preise für Behandlungen gibt. Jeder gibt, so viel er kann. Wohlhabende Balinesen bringen mit gebratenen Enten oder Früchten gefüllte Tüten plus Bargeld. Ärmere hinterlassen ein paar Blumen in einem Körbchen aus Bananenblättern, in das sie auch noch 10.000, 20.000 indonesische Rupiahs (0,80 bis 1,60 Euro) legen, westliche Patienten stecken einfach einen Geldschein oder zwei zwischen die Opfergaben.
 
Und was wird aus mir? "Sie werden 100 Jahre alt, ein glückliches Leben haben und bald reich
werden." Na also, das ist doch auch was.


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